Nicht-EU Bürger suchen Zugang zur EU
Heute erhielten wir folgende Email (Namen wurden geändert, Grammatik- und Rechtschreibfehler belassen)
Scheinehe gesucht
Hallo, ich suche für meinen Cousin (männlich) aus der Türkei eine bulgarische Frau für eine Scheinehe. Damit er in die EU kommen kann dies wird natürlich mit Finaziele Hilfe von uns gesponnsert. Bitte bei ernsten Interessen melden spreche türkisch und deutsch. Mustafa
Scheinehen ermöglichen Zugang zur EU
Das ist ja nicht die erste Email dieser Art, die wir hier erhalten. Normalerweise wandert das ganz schnell in den Papierkorb - diesmal als Beitrag in den Blog.
Dabei fällt uns auf, dass Frauen aus den erst vor kurzem in die EU eingetretenen Ländern besonders für solche Heiratsanfragen prädestiniert zu sein scheinen. Weshalb, darüber ein paar Spekulationen:
Frauen aus den neuen EU Ländern gesucht
Kann sein, dass die Leute glauben, dass es in Ländern wie Bulgarien oder Rumänien leichter ist, dass die Ehe anerkannt wird.
Oder man unterstellt, dass es leichter sein wird, nach Bulgarien, Moldawien oder Rumänien einzureisen und dort ein Aufenthaltsrecht zu erlangen als nach Deutschland. Ist man dann erstmal in Bulgarien eingebürgert, genießt man als EU-Bürger natürlich alle Rechte eines EU-Bürgers, also auch Niederlassungsfreiheit, etc.
Für bulgarische Frauen und Familien ist der finanzielle Anreiz, der in o.g. Anfrage offen angesprochen wird, natürlich interessanter als für deutsche Frauen. In Ländern wie Moldawien, Bulgarien oder Rumänien ist der Kaufkraft entsprechend mit relativ wenig Geld viel mehr zu bewegen als etwa in Deutschland.
Kulturelle Nähe von Türken, Rumänen und Bulgaren
Möglicherweise sind Frauen aus Bulgarien kulturell näher an Männern aus der Türkei und es ist daher naheliegend und auch vollkommen o.k., dass ein türkischer Mann sich eine bulgarische Frau zum Heiraten sucht, bevor er durch die für ihn subjektiv so empfundene Hölle geht und eine deutsche Frau heiratet, die kulturell ganz andere Vorstellungen von Ehe hat, als ein Türke oder eine Bulgarin und Rumänin.
In Bulgarien leben 12% Moslems, in der Dobrudscha (heutiges Rumänien) lebt ebenfalls ein bedeutender Anteil von Moslems. Diese wurden unter bulgarischer Herrschaft schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Dobrudscha angesiedelt. Auch die Byzantiner verbannten im 13. Jahrhuntert anatolische Muslime in die Dobrudscha. Dann stand die Region über mehrere Jahrhunderte unter der Herrschaft der osmanischen Türken, unterbrochen nur von einem 14 Jahre andauernden walachischen Zwischenspiel. Die Türken förderten zweihundert Jahre später die Ausbreitung des Islam durch die Ansiedlung von Budschak-Nogaier und Krimtataren. In der Küstenstadt Mangalia entstand 1525 eine Moschee, die heute als die älteste erhalten gebliebene Moschee Rumäniens gilt.
Scheinehe erschleichen
Es ist daher wirklich naheliegend, dass ein türkischer Mann eine Frau aus dieser Region heiratet, um sich Zugang zur EU zu verschaffen. Nur das Wort "Scheinehe" in der Email-Anfrage von Mustafa zeigt, dass es in diesem Einzelfall eben nicht darum geht, dass der Cousin von Mustafa heiraten will und eine liebevolle Frau zur Gründung einer ehelichen Lebensgemeinschaft sucht, sondern dass er sich mittels der Scheinehe etwas erschleichen will, was er ansonsten nicht erhalten würde, nämlich den Zugang zur EU.
Also Blog schreiben und dann ab in den Papierkorb mit der Anfrage.