Wie die perfekte Verführung funktioniert
Nicht nur Hunderttausende Männer und Frauen stellen sich jeden Tag die zentrale Frage aller Fragen im Zusammenhang mit dem anders- oder gleichgeschlechtlichen Objekt der Begierde: "Wie funktioniert eigentlich Verführung?", "Wie verführe ich einen Mann?", "Wie verführe ich eine Frau?" oder "Wie verführe ich ein Pärchen?". Was auch immer jemand für verführbar und verführenswert, sprich begehrenswert hält.
Verlangen und verborgene Wünsche in Aktionen umsetzen
Eigentlich ist das ganz einfach mit der Verführung. Denk einfach mal an deinen Lieblingssnack. Der, bei dem Dir das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn du nur an ihn denkst. Was passiert, wenn Werbespots im Fernsehen laufen? Schranktüren gehen auf und Joghurt, Chips, Erdnüsse und all die ungesunden Dickmacher werden in Unmengen vertilgt. Alle Verführerinnen und Verführer arbeiten gleich, egal ob Werbung für Produkte oder für Männer und für Frauen. Verführung läuft immer nach dem gleichen Grundmuster ab: Alle Verführer versuchen Wünsche und geheimes Verlangen, die der begehrte Mann, die begehrte Frau, der Konsument sowieso schon hat, in Aktionen umzusetzen. In der Werbesprache heisst das AIDA: Attention - Interest - Desire - Action.
Im Grunde ist Verführung also nichts anderes als Manipulation, was per se ein wertneutraler Begriff ist. Erst die Abicht, die hinter der Manipulation steckt, macht aus ihr etwas Gutes oder etwas Verurteilenswertes. Genau so verhält es sich auch mit der Verführung: Wenn ein Mensch schon immer einen glühenden Wunsch hatte, den er unbedingt umsetzen wollte, was hat ihn bisher davon abgehalten? Die Antwort ist einfach: Er hat keine Verführerin oder keinen Verführer gefunden. Die letzte Hemmschwelle überwinden wir eben nur mit Hilfe eines Verführers oder einer Verführerin. Vernunft (Chips machen dick) und Selbstschutz (Free climbing kann tödlich enden), Moral (Fremdgehen gehört sich nicht) sind klassische Hemmschwellen. Und genau, um diese letzte Schwelle zu überwinden, brauchen wir Verführerin und Verführer.
Nehmen wir an, du willst eine Auswahl von exquisitem französischem Käse kaufen. Weil Du glaubst, du könntest dich beim Käsehändler blamieren (Selbstschutz), tust das aber nicht. Du gehst lieber zum Discounter und kaufst abgepackten Käse für 1,90 Euro, der nicht wirklich schmeckt. Was kann dich verführen, wirklich einmal zum Käsehändler zu gehen und dich gut beraten zu lassen? Vielleicht eine besondere Einladung, die du geben möchtest, eine Bekannte, die du mit einem Drei-Gänge-Menue bekochen und dann verführen willst? Dein Plan deine Bekannte zu verführen, hat die Schwellenangst genommen und du bist in den Käseladen gegangen, hast dem Käsehändler in entwaffnender Offenheit gesagt, dass du von gutem Käse kaum Ahnung hast und auf seine Beratung vertraust. Wahrscheinlich hast du das Geschäft mit einem guten Gefühl und voll Zuversicht verlassen, dass dein Plan deine Bekannte zu verführen, aufgehen wird.
Genau so verführt Mann auch Frauen bzw. Frau auch Männer: Wahre Profis der Verführung bauen Hemmschwellen und Schwellenängste ab und lassen dich, ohne dass du es merkst ins Reich der Lüste gleiten; wundervolle Lüste, die du bisher nicht zu betreten wagtest, aber insgeheim ersehntest. Perfekte Verführung lässt dich ohne Reue und voller Lust in neue Erlebniswelten eintauchen: Wenn schon sündigen, dann mit Genuss und ohne Reue. Achtung: Die Grenze zur Manipulation wird da überschritten, wo du den anderen zu etwas verführst, was er selber nicht wirklich wollte. Genau das ist es, was jeden Tag in diversen Werbespots geschieht.